In einer Zeit, in der Bilder allgegenwärtig sind und Sprache zunehmend an Ausdruckskraft verliert, kehrt die Kunst zu ihren ursprünglichen Fragen zurück: Was ist Malerei? Warum malen wir? Und was kann Malerei überhaupt ausdrücken? „VOM SCHEIN ZUM SEIN – Einblicke in zwei malerische Welten“ ist eine gemeinsame Ausstellung zweier Künstler:innen aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten – der koreanischen Künstlerin Hemin Ji und dem deutschen Künstler Gerd Scheuerer. Ihre künstlerischen Ausdrucksformen wirken auf den ersten Blick grundverschieden, doch beide setzen sich mit einer ähnlichen Fragestellung auseinander: Was ist das Wesen der Malerei?

Der Ausstellungstitel „VOM SCHEIN ZUM SEIN – Einblicke in zwei malerische Welten“ verweist auf eine Denkweise des „Sowohl-als-auch“. Ein Kunstwerk ist sichtbares Bild – und zugleich das Ergebnis innerer Gedanken und künstlerischer Bewusstseinsprozesse. Es ist nicht nur ein Bild, sondern auch eine Frage danach, wie ein Bild überhaupt existiert. Die gezeigten Arbeiten bewegen sich zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, sie machen den malerischen Prozess, das Vergehen von Zeit und jene schwer fassbare Ebene von „Anwesenheit“ spürbar.

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Hemin Ji, die derzeit in einem Malerei Master Programm am Frank Mohr Institute in den Niederlanden ist, lässt sich oft von vergänglichen Materialien inspirieren – verwelkte Pflanzen, Spuren der Natur, Überreste. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit der Bewegung und Veränderung von Materie im Raum und dokumentiert auf subtile Weise die Spuren, die die Zeit hinterlässt. Ihre Werke stellen leise, aber grundlegende Fragen: Hinterlassen auch Dinge, die wir nicht sehen können, Spuren? Ji sucht keine klaren Antworten – vielmehr beobachtet und lauscht sie dem stillen Wandel der Materie selbst.

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Gerd Scheuerers künstlerischer Zugang ist eher philosophischer Natur. In seinem Atelier in Anzing erforscht er mit Linien und Farben die Grundbedingungen des Bildes. Für ihn ist Malerei kein Abbild der Realität, sondern ein Zugang zu einem inneren, stillen Wissen. In seinen Arbeiten begegnen sich Geometrie und Intuition, Ordnung und Chaos – als visuelle Meditation über Zeit und Sein.

„VOM SCHEIN ZUM SEIN – Einblicke in zwei malerische Welten“ will keine abschließende Definition liefern, was Malerei ist. Vielmehr lädt die Ausstellung dazu ein, gemeinsam Fragen zu stellen und neue Perspektiven zu entdecken. Die beiden Künstler:innen öffnen – mit unterschiedlichen kulturellen Prägungen und Ausdrucksformen – den Raum jenseits bekannter Bildvorstellungen. Ihre Werke fordern uns auf, unsere gewohnten Sehweisen loszulassen und das Sehen selbst neu zu erfahren – denn hier ist Malerei nicht bloß ein Bild, sondern ein Ort, an dem Bedeutung ständig neu entsteht.

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